Corona und die wirtschaftlichen Folgen für die Schweiz

Die Schweiz befindet sich nach wie vor im globalen Würgegriff der COVID-19 Pandemie. Seit die ausserordentliche Lage nach dem Abklingen der ersten Welle vom Bundesrat per 19. Juni 2020 beendet worden ist, stehen die Kantone hauptsächlich für die Verordnung und Umsetzung verhältnismässiger Massnahmen zum Schutz von Bevölkerung und Wirtschaft in der Verantwortung.

Da die Verhältnisse von Kanton zu Kanton unterschiedlich sind und auch unterschiedlich bewertet werden, führt das bewährte föderalistische System im aktuellen Krisenfall zu einem schwer überschaubaren Flickenteppich an unterschiedlichen Regelpaketen. Manch einer wünscht sich deshalb, der Bund möge das Zepter wieder in die Hand nehmen und für eine einheitliche Ausgangslage sorgen. Dem wird entgegengehalten, dass kleinräumig angeordnete Anweisungen präziser auf die lokale Situation ausgerichtet sind. So entfalten sie ihre Wirkung für die Bevölkerung in den betroffenen Regionen und schränken die Menschen in den weniger verseuchten Gebieten nicht unnötig ein. Wahrscheinlich erübrigt sich die Diskussion in den nächsten Wochen ohnehin: Von der Westschweiz her verschärft Kanton für Kanton sein Massnahmenpaket, es werden Slow-downs und mini Lock-downs angeordnet. Aktionsbündel, deren Effekte dann doch wieder sehr ähnlich sind. Im umliegenden Ausland sieht es nicht anders aus. Die Welt befindet sich in der zweiten Corona-Welle.

Verhaltene Konjunkturprognosen

Die erwarteten wirtschaftlichen Folgen sind weitgehend. Die Zinsen sind immer noch historisch tief und somit negativ. Eine Trendwende ist auf längere Zeit nicht in Sicht. Wer der Eidgenossenschaft auf zehn Jahre Geld leihen will, muss dafür - Stand Anfang November 2020 - gut 0.5% Zins zahlen. Das Konjunkturbarometer sinkt nach einer kurzen Erholungsphase durch den Sommer im Oktober erstmals wieder. Die Konjunkturaussichten sind angesichts der Pandemie und der daraus resultierenden Einschränkungen verhalten. Auf dem Arbeitsmarkt konnte das Instrument der Kurzarbeit seine Wirkung seit letztem Frühling wie gewünscht entfalten und zahlreiche Arbeitsplätze zumindest vorübergehend erhalten. Trotzdem ist die Arbeitslosenquote im Vergleich zum Vorjahr für schweizerische Verhältnisse stark angestiegen und liegt, nach einem Höchstwert von 3.4% im Mai 2020, Ende Oktober 2020 wieder bei 3.2% (Vorjahr 2.2%). Zur Einordnung: Die Arbeitslosenquote von 3.2% entspricht 149'118 Arbeitslosen. In Kurzarbeit waren Ende August (eine neuere Zahl ist Anfang November nicht verfügbar) 304'400 Arbeitnehmende (im August 2019 war die Zahl nahe Null). Wären die Menschen in Kurzarbeit arbeitslos, dann würde die Arbeitslosenquote in der Schweiz 9.7% betragen. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass der Beschäftigungsindikator, der sich zuletzt ebenfalls etwas erholt hat, nach wie vor einen negativen Wert aufweist. Das bedeutet, dass die Unternehmen immer noch deutlich mehr Stellen ab- als aufbauen wollen. Man muss davon ausgehen, dass sich der zuletzt positive Trend des Indikators aufgrund der eingesetzten zweiten Corona-Welle nicht fortsetzen wird. Ein Grossteil der Firmen gab ihre Einschätzung zur Beschäftigungssituation nämlich bereits in der ersten Oktoberhälfte ab, also vor den Verschärfungen der Corona-Massnahmen.

Die Entwicklung des BIP in der Corona-Krise

Die Anfang November offiziell verfügbaren Daten zum Bruttoinlandprodukt (BIP) beziehen sich auf das zweite Quartal 2020. In dieser Periode ging das BIP der Schweiz so stark zurück wie noch nie seit Beginn der Messung von vierteljährlichen Daten 1980, nämlich um -8.2%. Die vergleichsweise frühe Lockerung der gesundheitspolitischen Einschränkungen sowie die Branchenstruktur der Schweizer Wirtschaft trugen dazu bei, einen noch stärkeren Einbruch des BIP zu verhindern. So konnte die chemisch-pharmazeutische Industrie ihre Wertschöpfung immerhin in einem Umfang steigern, mit dem das Ergebnis des gesamten verarbeitenden Gewerbes stabilisiert werden konnte. Auch wenn noch keine offiziellen Zahlen vorliegen, kann man davon ausgehen, dass sich das BIP im dritten Quartal ebenfalls erholt hat. Allerdings dürften die jüngsten Entwicklungen zu einem erneuten Rückgang des BIP im vierten Quartal 2020 und im ersten Quartal 2021 führen. Denn auch die Konsumentenstimmung in der Schweiz ist ungünstig. Zwar hat sich der Index von seinem gewaltigen Einbruch im April bis Ende September weitgehend erholt, seither haben sich die Erwartungen für die allgemeine Wirtschaftsentwicklung und für den Arbeitsmarkt aber wieder eingetrübt. Dementsprechend glauben die Befragten, dass aktuell kein guter Zeitpunkt für grössere Anschaffungen sei.

Volatilität an den Finanzmärkten

Die Ausbreitung von COVID-19 führte zu signifikanten Korrekturen an den Finanzmärkten, zu einem sehr starken Einbruch der globalen Wirtschaftsaktivität im ersten Halbjahr 2020, sowie zu einer deutlichen Zunahme der Arbeitslosigkeit weltweit. Trotzdem haben sich die Märkte nach dem Kurseinbruch im Frühling kräftig erholt und bewegen sich Anfang November 2020 nur noch wenig unter Vorkrisenniveau. Allerdings deuten vorlaufende Indikatoren wie z. B. Unternehmensratings oder die Risikoprämien auf Unternehmens- und Staatsanleihen bereits seit Februar 2020 auf eine signifikante Verschlechterung der erwarteten globalen Kreditqualität hin. Die Höchststände aus der Finanzkrise wurden bisher aber noch nicht erreicht. Die deutliche Verschlechterung der wirtschaftlichen Aussichten und die Bedingungen an den Finanzmärkten stellen auch die Banken vor grosse Herausforderungen. So sind gerade inlandorientierte Banken besonders exponiert gegenüber Entwicklungen, die sich auf die Finanzkraft von Unternehmen und Haushalten in der Schweiz auswirken. Es wird erwartet, dass Rückstellungen und Abschreibungen auf ausstehenden Krediten an Schweizer Unternehmen nach einer gewissen Verzögerung ansteigen. Dies betrifft insbesondere Kredite gegenüber Firmen in Sektoren, deren Geschäftstätigkeit durch die Massnahmen zum Schutz der Bevölkerung stark eingeschränkt ist. Dank den grossen Kapitalpuffern, die seit der Finanzkrise aufgebaut wurden, können die Schweizer Banken heute zwar bedeutende Verluste absorbieren und gleichzeitig weiterhin Kredite an die Realwirtschaft vergeben. Durch das anhaltende Tiefzinsumfeld geraten die Zinsmargen der Banken aber zusätzlich unter Druck, wodurch die künftige Alimentierung der Kapitalpuffer erschwert wird. Die Profitabilität der inlandorientierten Banken dürfte sich deshalb vorläufig weiter verringern. Dagegen helfen auch die COVID-19 Kredite nicht, die von den Banken ausgegeben werden durften. Zwar konnten die Banken über dieses Instrument zusätzliche Volumen generieren und gleichzeitig die Qualität bestehender Bilanzpositionen aufbessern, unter dem Strich resultiert aber aus der Summe dieser Geschäfte keine Rendite, weil auch bestehende Kreditpositionen mit höheren Zinsen durch COVID-19 Kredite zum günstigen Zinssatz von mehrheitlich 0% ersetzt wurden.

Was Corona für die Anleger bedeutet

Die Pandemie hat nicht nur direkte wirtschaftliche und finanzielle Folgen. Obwohl eigentlich ein medizinisches Thema, beeinflusst und bestimmt COVID-19 aktuell auch das gesamte gesellschaftliche Leben. Die Krankheit und die Massnahmen zum Schutz der Bevölkerung wirken sich auf zahlreiche Aspekte unseres Alltags aus und beeinflussen unseren Wohlstand auf diese Weise auch indirekt. Restriktionen, wie wir sie heute erleben, gab es in der Geschichte der Schweiz bisher nämlich noch nie. Von den Auswirkungen sind langfristig praktisch alle Teilnehmer des Wirtschaftskreislaufs betroffen, wenn auch nicht gleichzeitig und nicht in derselben Ausprägung. Diese Ausgangslage führt zu Unsicherheit unter den Wirtschaftsakteuren und die meisten Unternehmen reagieren verständlicherweise mit vorsichtiger Zurückhaltung. Investitionen werden aufgeschoben, Stellenetats werden gekürzt, Projekte werden abgesagt, es wird gespart. Obwohl die Finanzmärkte auf die Meldung der vielversprechenden Impfstoffstudien Anfang und Mitte November sehr positiv reagiert haben und auch die Schweizer Behördenvertreter eine rasche Einführung bereits im nächsten Jahr in Aussicht gestellt haben, ist der Weg aus der Krise nach wie vor unberechenbar. So dauert die Entwicklung von Impfstoffen normalerweise viele Jahre. Eine Abkürzung des Zulassungsprozederes unter Missachtung der Langzeitverträglichkeit wird von vielen Menschen kritisch beurteilt. Ausserdem ist heute nicht bekannt, wie der Impfstoff auf mutierende Viren reagiert und wie gut die Schutzwirkung insgesamt sein wird. Es ist deshalb nicht klar, ob sich grosse Teile der Bevölkerung freiwillig zur Eindämmung der Krankheit impfen lassen werden. Insofern muss man davon ausgehen, dass uns das Thema noch längere Zeit beschäftigen wird und auch die wirtschaftlichen Konsequenzen andauern werden. Unter Berücksichtigung dieser Ausgangslage stellt sich für die Anleger die Frage, weshalb sich die Finanzmärkte nach dem Einbruch im Frühling wieder so stark erholt haben. Ist diese Erholung stabil und nachhaltig? Welche Markterwartung impliziert die aktuelle Hausse? Reflektieren die in den Indexdaten formulierten Erwartungen der Marktteilnehmer die tatsächlichen Leistungsaussichten der Unternehmen in der Realwirtschaft? Es gibt Anzeichen, die auf eine Überbewertung der Märkte und eine mögliche Korrektur hindeuten. So lassen z. B. die Wirtschaftsdaten zur Zeit keine Verbesserung der Konjunkturaussichten erwarten und die Probleme der besonders betroffenen Branchen könnten sich mit Verzögerung auf andere Sektoren übertragen. 

Mögliche Handlungsoptionen

Welche Optionen bieten sich den Anlagekunden in dieser Situation? Der Anlagenotstand ist ein bekanntes Problem und die Pandemie drückt über die gedämpften Wirtschaftsaussichten auf die Attraktivität von Aktienanlagen. Aktien gehören zu den wenigen Anlageklassen, die bisher noch renditetragend waren. Allerdings bieten sich durch die erwartete Kurskorrektur auch Chancen: Weil durch tiefere Kurse die Preise sinken, bieten sich den Anlegern günstige Einkaufsmöglichkeiten. Deshalb sollte der Aktienanteil im Portfolio spätestens jetzt, durch den Verkauf zu hohen Preisen, untergewichtet werden. So kann die Korrektur abgewartet werden, um sich dann zu günstigen Preisen wieder in die Märkte einzukaufen. Wem die zur Umsetzung dieser Strategie notwendige Überwachung der Märkte zu nervenaufreibend ist, für den empfiehlt sich eine Vermögensverwaltung bei der Spar- und Leihkasse Frutigen AG. Damit übergibt man diese Aufgabe gut ausgebildeten Profis, die sich tagein tagaus mit Markterwartungen und -entwicklungen beschäftigen. Wer die Risiken an den Finanzmärkten generell scheut, dem wird zu einer Überprüfung seiner Optionen bei den Vorsorgewerken geraten. Zwar werden über Einzahlungen in die Vorsorge Vermögenswerte gebunden, andererseits lassen sich darüber aber Steuervorteile erzielen, durch die sich interessante und vor allem risikolose Renditen erwirtschaften lassen. Falls Sie sich für die eine oder andere Möglichkeit interessieren, dann wenden Sie sich vertrauensvoll an Ihren Kundenberater bei unserer Bank. Er berät Sie - gerade auch unter Berücksichtigung der speziellen Lage - kompetent und engagiert zu allen Themen rund ums Anlage- und Vorsorgegeschäft.

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